Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei der Gedenkveranstaltung zum 86. Jahrestag der Pogromnacht in Augsburg: "Schoa ist größte Schande der deutschen Geschichte" - Unerträglicher Schlag in das Gesicht von Humanität, Zivilisation und Anstand

10.11.2024

"Die Schoa ist und bleibt die größte Schande unserer deutschen Geschichte." Das sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei der Gedenkveranstaltung zum 86. Jahrestag der Pogromnacht in Augsburg. Der 9. November erinnere an das unsägliche Leid und Unrecht, das den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zugefügt wurde. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gehöre zu den schlimmsten und beschämendsten Momenten der deutschen Geschichte. "Die Geschehnisse sind ein unerträglicher Schlag in das Gesicht von Humanität, Zivilisation und Anstand gewesen." 

Herrmann betonte, er stehe heute in Augsburg inmitten einer dynamischen und kraftvollen jüdischen Gemeinde. "Und Ihre wunderbare Synagoge, die hier in Augsburg seit 107 Jahren als Zeichen ungebrochenen jüdischen Optimismus steht, wird gerade umfassend generalsaniert." Auch der Freistaat Bayern habe dafür einen beträchtlichen Millionenbetrag in die Hand genommen. "Das ist bestens investiertes Geld, damit jüdisches Leben in Augsburg und Schwaben blüht und gedeiht", so Herrmann. Trotz Barbarei und Unmenschlichkeit hätten Augsburger Juden nach dem Krieg an ihrer Heimat festgehalten und dem "Land der Täter" über die Gräben der Geschichte die Hand der Versöhnung gereicht. "Sie haben das Fundament dafür gelegt, dass die jüdische Kultur bei uns wieder fest verwurzelt und ein unverzichtbarer Teil unseres Landes ist."
 
Dieses Glück der Gegenwart sieht Herrmann jedoch bedroht. Es mache ihn "wütend und betroffen", dass jüdische Mitbürger heute neuen Anfeindungen ausgesetzt seien. "Ich denke nur an den unerträglichen Antisemitismus, der auf unseren Straßen gerade auch im Rahmen manch pro-palästinensischer Demonstration sein hässliches Haupt erhebt." Der Nahost-Konflikt berge ein erhebliches Potenzial an emotionaler Radikalisierung. Wozu blinder und religiös-fanatisch motivierter Hass gegen Juden führen kann, habe man erst vor gut zwei Monaten beim missglückten Attentatsversuch auf das israelische Generalkonsulat in München erlebt. Herrmann entgegnete den Negativentwicklungen mit unmissverständlichen Worten: "In unserem Land haben Hass und Gewalt nichts zu suchen und Antisemitismus, Islamismus und Rechtsradikalismus keinen Millimeter Platz! Wer unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bedroht oder Israel das Existenzrecht abspricht, der stellt sich gegen Demokratie und Freiheit. Er bedroht uns alle!"
 
Herrmann kündigte an, alles Menschenmögliche zu tun, damit sich Jüdinnen und Juden in Bayern sicher und zu Hause fühlen. So sind alleine von 2016 bis 2023 im Geschäftsbereich des Innenministeriums 17 Millionen Euro für die technische Sicherheit jüdischer Einrichtungen aufgebracht worden. Darüber hinaus habe die Staatsregierung bereits frühzeitig mit dem Gesamtkonzept 'Jüdisches Leben und Bekämpfung des Antisemitismus' die Weichen gestellt. "Das weitreichende Maßnahmenpaket setzt sich mit Nachdruck für den Schutz aller Jüdinnen und Juden in Bayern ein", so der Minister.